Rennbericht Paris (FRA) SMoN – 2019


Vergangenes Wochenende fand das Highlight meiner bisherigen Supermotokarriere, die Team-Weltmeisterschaft der Nationen (SMoN – SuperMoto of Nations), in Paris statt. Wie bereits in den vorherigen News beschrieben, geht es bei diesem WM-Event darum, die beste Nation aus 22 teilnehmenden Teams zu ermitteln. Dafür treten jeweils drei der besten Supermoto-Rennfahrer des jeweiligen Landes an und kämpfen um die besten Platzierungen.

Ablauf (Donnerstag, Freitag):
Nachdem wir bereits am Mittwoch in der Nacht die Reise nach Paris antraten, konnten wir den gesamten Donnerstag dazu nützen, das Fahrerlager aufzubauen. Am Freitag standen lediglich die ganzen Abnahmen (technisch und administrativ) und Anmeldungen an.


Ablauf (Samstag):
Am Samstag fuhren alle drei Fahrer eines Teams (F1, F2, F3) noch getrennt voneinander  in Gruppen (G1, G2, G3) und hatten folgende Trainings / Bewerbe:

  • Freies Training (Strecke erkunden und Motorräder abstimmen)
  • Zeittraining (Die Platzierung in diesem Training, gewertet nach der schnellsten Rennrunde, bestimmt den Startplatz für das Qualirace)
  • Qualirace (Die Endplatzierung in diesem Rennen bestimmt den Startplatz für die Rennläufe am Sonntag. Hier werden jedoch alle drei Ergebnisse der drei Fahrer addiert, wobei das schlechteste Ergebnis gestrichen wird. Nachdem die Ergebnisse aller Teams fest stehen, werden ein Ranking der erreichten Punkte erstellt und die endgültigen Startplätze für die Rennläufe am Sonntag festgelegt).

Freies Training:
Die ersten Runden auf der richtig coolen Rennstrecke mit extrem schnellen Asphalt- und drei Offroadteilen waren eine Enttäuschung. Da es in der WM verpflichtend ist andere Reifen (Hersteller und Dimension) zu fahren, als ich es in der restlichen Saison tue, passte mein Fahrwerk überhaupt nicht. Wir versuchten zwar während des Trainings eine halbwegs akzeptable Lösung für das Problem zu finden, jedoch ohne Erfolg. Das Problem war nun, dass die nächsten Runden auf der Rennstrecke bereits im wichtigen Zeittraining sein werden und keine Zeit für Tests blieb. Wir entschieden uns für eine radikale Lösung: Wir bauten eine komplett andere Federgabel und ein ganz anderes Federbein ein und stimmten diese Elemente grob in der Boxengasse ab. Eine solch radikale Änderung der Fahrwerkskomponenten ist zwar sehr riskant, es blieb und aber nichts anderes übrig und wir gingen extrem gespannt ins Zeittraining.

Zeittraining:
Das gerade neu verbaute Fahrwerk war zwar nicht auf Anhieb perfekt, jedoch funktionierte dieses neue Paket deutlich besser als das vorherige. Schon in den ersten Runden konnte ich um ca. 3 Sekunden schneller fahren als im freien Training. Schlussendlich reichte es für Platz 12 im Zeittraining.

Qualirace:
Beim Qualirace ging es das erste Mal richtig zur Sache. Umgeben von den besten Fahrern aus diversen Ländern und WM-Piloten stand ich am Start und wusste, dass ich jetzt alles geben muss. Mein Start war nicht perfekt und ich verlor Plätze in der ersten Kurve. Diese konnte ich mir jedoch relativ schnell wieder zurückerobern und ich fuhr ab der Halbzeit ein ziemliches  einsames Rennen. Etwas enttäuscht kam ich auf P12 über die Ziellinie. Die gute Nachricht war, dass meine Teamkollegen die Plätze 5 und 6 erreichten. Somit wurde mein Ergebnis gestrichen und wir erreichten als Team den Startplatz 6 für die Rennläufe am Sonntag. Zudem hatte ich im Anschluss bemerkt, dass ich bis aufs Hundertstel genau die selbe beste Rundenzeit gefahren bin wie mein Kollege, welcher Platz 6 erreichte. Meine Rundenzeiten passten also.


Ablauf (Sonntag):
Nach einem Warm-Up-Fahren am Sonntag Vormittag, stand die Teampräsentation aller teilnehmenden Nation zu Mittag an.

Am Nachmittag wurden dann die drei Rennläufe ausgetragen:

  • Rennen 1 (Es treten jeweils der Fahrer 1 und der Fahrer 2 aller qualifizierten Teams (die besten 16) an. Das Fahrerfeld besteht somit aus 32 Top-Piloten, wobei ein Fahrer vom am Samstag erreichten Startplatz (in unserem Fall Platz 6) aus startet und der zweite Fahrer jeweils 16 Plätze dahinter (also bei uns Platz 22).
  • Rennen 2 (selbes Prinzip wie bei Rennen 1, nur starten hier Fahrer 2 und Fahrer 3 gemeinsam)
  • Rennen 3 (Fahrer 1 und Fahrer 3 fahren miteinander).

Rennen 1:
Ich als Fahrer 3 war bei diesem Rennlauf nur Zuschauer. Bei trockenen Bedingungen stellte sich das Fahrerfeld auf der Start-Ziel-Geraden auf. Genau in diesem Moment setzte sehr starker Regen ein. Alle Motorräder wurden in der Startaufstellung sofort von den Mechanikern auf nasse Bedingungen umgerüstet. Trotz des starken Regens blieben die Offroadsektionen 1 und 3 geöffnet, was zu einer Schlammschlacht führte. Jeder kleinste Fehler im Offroad wurde sofort mit einem Sturz bestraft. Der lehmige Boden in Verbindung mit Supermoto-Regenreifen zwang sogar die Weltbesten zu Boden. Auch meine Teamkollegen hatten mit den Bedingungen und zusätzlichen technischen Problemen zu kämpfen (Platz 12 und 20 im Ziel).

Rennen 2:
Nun war ich an der Reihe. Unser Teammanager entschied, dass ich vom hinteren Startplatz (P22) aus starten soll. Meine Aufgabe war es also möglichst viele Plätze von hinten gut zu machen. Obwohl der Regen zu diesem Zeitpunkt nachließ, war die Rennstrecke natürlich immer noch komplett durchnässt. Mein Ziel oberstes Ziel war nicht zu stürzen. Dies konnte ich auch umsetzten und ich kam ohne Sturz ins Ziel. Plätze konnte ich durch dieses defensive Fahren jedoch nur wenige gut machen, was P19 für mich bedeutete. Mein Teamkollege, welcher von Platz 6 aus startete, kam leider im Offroad zu sturz und konnte das Ziel nur als 26er erreichen.

Rennen 3:
Auch in diesem Lauf startete ich von Platz 22 aus und setzte mir die selbe Aufgabe wie im vorherigen Rennen. Wieder ohne Sturz, kam ich als 25er ins Ziel. Mein zweiter Teamkollege, wiederum gestartet von Platz 6, hatte leider auch Probleme mit den extremen Bedingungen und kam auf Platz 21 ins Ziel.


Gesamtergebnis:
In Summe mit einem Streichergebnis kassierten wir also 97 Punkte (12, 19, 20, 21, 25, 26). Im Gesamtranking bedeutete dies einen enttäuschenden Platz 11. Trotz der Probleme landeten wir also immer noch im Mittelfeld, jedoch wäre ein Platz bis zu P5 wirklich realistisch möglich gewesen.

Trotz allem war es ein wirklich tolle Erfahrung mit so vielen guten Piloten aus aller Welt Rennen zu fahren. Ich möchte mich hiermit auch nochmal bei allen Beteiligten (Mechanikern, Teamkollegen, Betreuern, Köche, Manager, …) bedanken!

Ein zusätzlicher Dank gilt all meinen Sponsoren und vor allem auch den Teamsponsoren – VIELEN DANK!